Präanalytik

bevor Sie die Probe einsenden...

Übersicht

Empfehlungen zur Standardisierung der Blutentnahme

Die Blutentnahme sollte möglichst immer zum gleichen Zeitpunkt (günstig: 07:00 - 09:00 Uhr) am nüchternen Patienten vorgenommen werden (Nahrungskarenz 12 - 14 Stunden, kein übermäßiger Alkoholgenuss für 24 Stunden). Extreme körperliche Aktivitäten (z. B. Sport) sollten am Vortag unterlassen werden. Die Blutabnahme sollte immer in der gleichen Körperstellung des Patienten (sitzend oder liegend) vorgenommen werden. Arzneimitteleinnahme unbedingt auf dem Überweisungsformular angeben. Bei speziellen Untersuchungen bitte vorher im Leistungsverzeichnis nachschauen, ob zusätzliche Vorgaben zu beachten sind!

Das Stauen vor der Blutentnahme

Langes Stauen führt zum Teil zu erheblichen Veränderungen der Messergebnisse. Die Stauzeit sollte daher so kurz wie möglich gehalten werden. Alle Hilfestellungen, wie z. B. ausgiebiges Pumpen mit der Hand oder das starke Beklopfen der Venen, sollten nicht routinemäßig angewendet werden (bitte auf echte Problemfälle beschränken). Die empfohlene Reihefolge 1. Blutkulturen (bitte ggf. das Merkblatt lesen oder nachfragen) 2. Röhrchen ohne Antikoagulanzien (Gelmonovetten, Vollblutröhrchen) 3. Citratröhrchen für die Gerinnungsdiagnostik 4. Weitere Röhrchen mit Antikoagulanzien (EDTA-Blut, Senkung, Heparinblut)

Die Verarbeitung der Blutproben, Allgemeines

Blut kann durch Zentrifugieren in zwei Teile getrennt werden: Die feste Phase besteht aus Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten, die flüssige Phase (Überstand) wird als Plasma oder Serum bezeichnet. Serum wird nach Ablauf der Gerinnung aus dem Überstand von Materialien ohne Gerinnungshemmer (braune und weiße Monovetten) gewonnen. Plasma wird aus dem Überstand von Materialien mit Gerinnungshemmern (EDTA-Blut, Citrat-Blut, Heparin-Blut) gewonnen. Wenn als Material Plasma (EDTA-Plasma, Heparin-Plasma, Citrat-Plasma) vorgegeben ist, muss der Überstand vorsichtig mit einer Pipette vom Blutkuchen abgehoben und in ein separates Röhrchen (ohne Zusätze) überführt werden. Bitte unbedingt das Röhrchen mit der Materialart beschriften. Bitte keine Probenröhrchen mit Blutkuchen einfrieren! (Ausnahmen von dieser Regel sind extrem selten, z. B. Histamin, Thiamin (Vitamin B1), Serotonin)

Vollblut/Serum

Für die Serumgewinnung werden Röhrchen ohne Zusatz von Antikoagulanzien (in der Regel Gelmonovetten) verwendet. Die Röhrchen sollten nach der Blutentnahme ca. 30 Minuten aufrecht stehen, um eine vollständige Gerinnung zu gewährleisten. Unmittelbar danach sollte das Material zentrifugiert werden (10 Minuten bei einer relativen Zentrifugalbeschleunigung von 2.500 g, das entspricht bei EBA-Zentrifugen der Firma Hettich ca. 5.500 Umdrehungen pro Minute). Bei der Verwendung von Gelmonovetten bildet das Trenngel beim Zentrifugieren eine stabile Barriere zwischen Blutkuchen und Serum aus, so dass kein Austausch von Stoffen zwischen den getrennten Schichten mehr erfolgt. Werden Röhrchen ohne Trenngel benutzt, muss das Serum vom Blutkuchen unmittelbar nach der Zentrifugation durch Abpipettieren in ein zweites Röhrchen getrennt werden, um eine zeitabhängige Konzentrationsänderung einiger Analyte im Serum zu verhindern (z. B. Kalium, Glucose). Für gefrorene Serumproben muss auch bei Verwendung von Gelmonovetten der Überstand in ein separates Plastikröhrchen abpipettiert werden. Achtung: Für einige Medikamentenspiegel ist Vollblut ohne Trenngel vorgeschrieben, weil hier eine Bindung des Analyten an das Gel stattfindet (siehe Leistungsverzeichnis).

Citrat-Blut/Plasma 1 : 10 (Gerinnung)

Die Gerinnungsröhrchen sind mit dem Antikoagulanz Citrat präpariert. Um die Bildung von Gerinnseln zu verhindern, muss das Röhrchen sofort nach der Entnahme mehrfach (ca. 5 x) gekippt werden (nicht schütteln!). Außerdem ist es notwendig, das korrekte Mischungsverhältnis zwischen Antikoagulans und Blut (1 Teil Citrat + 9 Teile Blut) einzuhalten. Deshalb ist darauf zu achten, dass die Röhrchen bei der Blutabnahme vollständig gefüllt werden. Bei Routine-Gerinnungsuntersuchungen (Quick, PTT, Thrombinzeit, Fibrinogen), die am Tag der Abnahme analysiert werden, kann das Material ohne weitere Bearbeitung eingeschickt werden. Für Untersuchungen, die nicht am gleichen Tag bearbeitet werden, muss in jedem Fall Plasma gewonnen und eingefroren werden. Das Citrat-Blut sollte möglichst innerhalb von 30 Minuten nach der Blutabnahme zentrifugiert werden (10 Minuten bei einer relativen Zentrifugalbeschleunigung von 1.500 g, das entspricht bei EBA-Zentrifugen der Firma Hettich ca. 4.500 Umdrehungen pro Minute). Der Überstand (Plasma) wird in ein separates Plastikröhrchen ohne Antikoagulanz (bitte unbedingt mit "Citrat-Plasma" beschriften!) abpipettiert und direkt eingefroren. Bitte keine Probenröhrchen mit Blutkuchen einfrieren! Citrat-Blut/Plasma 1 : 5 (nur für Blutsenkung) Die Senkungsgsröhrchen sind mit dem Antikoagulans Citrat präpariert. Um die Bildung von Gerinnseln zu verhindern, muss das Röhrchen sofort nach der Entnahme mehrfach (ca. 5 x) gekippt werden (nicht schütteln!). Außerdem ist es notwendig, das korrekte Mischungsverhältnis zwischen Antikoagulans und Blut (1 Teil Citrat + 4 Teile Blut) einzuhalten. Deshalb ist darauf zu achten, dass die Röhrchen bei der Blutentnahme vollständig gefüllt werden. Bitte beachten Sie ferner den Einfluss der Temperatur auf das Senkungsergebnis. Übersteigt die Raumtemperatur im Sommer den Bereich von 15 - 25 °C, führt dies ggf. zu einem falsch erhöhten Anstieg der Blutsenkung.

EDTA-Blut/Plasma

Röhrchen für die Bestimmung von Blutbildern, Blutgruppen und anderen Untersuchungen (z. B. PCR und HbA1c) enthalten als Zusatz das Antikoagulanz EDTA. Um die Bildung von Gerinnseln zu verhindern, muss das Röhrchen sofort nach der Entnahme mehrfach (ca. 5 x) gekippt werden (nicht schütteln!). Weil bereits wenige Stunden nach der Blutabnahme merkliche Veränderungen des Blutbildes eintreten, müssen Blutbilder immer am selben Tag bearbeitet werden, eine Differenzierung am nächsten Tag ist daher nicht mehr möglich (ggf. Blutausstrich einsenden, siehe unten). Für die Gewinnung von EDTA-Plasma wird das EDTA-Blut innerhalb von 30 Minuten nach der Blutabnahme zentrifugiert und der Überstand (Plasma) in ein separates Plastikröhrchen ohne Antikoagulanz abpipettiert. Das Röhrchen bitte unbedingt mit "EDTA-Plasma" beschriften und ggf. sofort einfrieren.

Wichtige Hinweise für Blutgruppenbestimmung

Für blutgruppenserologische Untersuchungen ist gemäß Hämotherapie-Richtlinie zwingend eine nur für diesen Zweck geeignete und bestimmte Blutprobe erforderlich. Daher müssen bei Anforderung von Blutgruppenbestimmung und Blutbild unbedingt zwei EDTA-Röhrchen eingesandt werden! Für die Blutgruppenbestimmung müssen der Überweisungsschein und das EDTA-Röhrchen mit einer ID-Nummer oder dem Namen, Vornamen und Geburtsdatum des Patienten gekennzeichnet sein. Diese Vorgabe entspricht den geltenden Richtlinien und schließt eine Blutgruppenbestimmung aus Proben mit fraglicher Identität aus.

Blutausstriche

Ausstriche werden aus möglichst frischem EDTA-Blut oder Kapillarblut hergestellt (max. vier Stunden nach der Blutentnahme). Nach dem Ausstreichen sollten die Objektträger mindestens 20 Minuten an der Luft trocknen und erst dann (ungefärbt) in die Schutzhüllen für den Versand verpackt werden. Zur Beurteilung der Ausstriche sind die Angaben des kleinen Blutbildes aus der Automatenzählung notwendig. Deshalb sollte auf dem Überweisungsschein entweder die LG-Nummer des Blutbildes angegeben werden oder gleichzeitig mit dem Ausstrich ein EDTA-Röhrchen für die maschinelle Bestimmung des Blutbildes mitgeschickt werden.

Anleitung zur Herstellung von Blutausstrichen

Den Patientennamen mit Bleistift auf dem Mattrand des Objektträgers schreiben. Der Blutstropfen (EDTA- oder Kapillar-Blut) kann entweder direkt neben dem Mattrand oder auch am gegenüber liegenden Ende des Objektträger platziert werden. Im zweiten Schritt wird die schmale Seite eines Objektträgers, der an dieser Stelle als Ausstrichhilfe dienen soll, vor dem Bluttropfen in einem Winkel von etwa 45° aufgesetzt und langsam zurückgezogen, bis sich der Blutstropfen an der Hinterkante verteilt hat. Die Ausstreichbewegung sollte gleichmäßig und unter Beibehaltung des Winkels erfolgen. Bei gut gelungenen Ausstrichen läuft das letzte Drittel in einer „Zungenspitze“ aus. In diesem Bereich sollten die Zellen im mikroskopischen Bild nebeneinander liegen, ohne sich gegenseitig zu überdecken. Abschließend müssen die Ausstriche ca. 20 Minuten an der Luft trocken (bitte erst danach in die Versandhüllen einbringen). Die bebilderte Anleitung finden Sie hier als Druckversion.

Spontanurin

Spontanurin kann zu jeder Tageszeit gewonnen werden (vorzugsweise zweiter Morgenurin). Der Urin wird in einem sauberen, keimfreien Gefäß aufgefangen und ist nicht geeignet für bakteriologische Untersuchungen.

Mittelstrahlurin

Mittelstrahlurin sollte nach Möglichkeit aus dem ersten Morgenurin gewonnen werden, ansonsten muss die letzte Blasenentleerung mindestens drei Stunden zurückliegen. Keimfreie Plastikbecher werden Ihnen über unseren Materialversand zur Verfügung gestellt. Vor dem Urinieren die Genitalregion mit Wasser (und evtl. Seife) reinigen und gut abtrocknen Den ersten Urinstrahl ablassen Den zweiten (mittleren) Urinstrahl in einem sterilen Becher auffangen Den letzten Urin verwerfen Ein Merkblatt für Ihre Patienten zur Gewinnung von Mittelstrahlurin können Sie hier ausdrucken.

24 h-Urinsammlung

Eine 24 h-Urinsammlung ist für die Creatinin-Clearance immer erforderlich und für viele andere Untersuchungen (z. B. Vanillinmandelat, Catecholamine, Porphyrine) sehr empfehlenswert, da sie die Beurteilung erleichtert. Für andere Untersuchungen kann anstelle eines Sammelurins auch ein Spontanurin (zweiter Morgenurin) eingesetzt werden (siehe Leistungsverzeichnis). Der erste Morgenurin des 1. Tages zu Beginn der Sammelperiode wird verworfen Anschließend wird der Urin über den gesamten Tag vollständig gesammelt Der erste Morgenurin des 2. Tages wird der Sammlung hinzugefügt und schließt die Sammelperiode ab Der Behälter wird gut verschlossen und gemischt Eine (ggf. mehrere) Urinmonovetten werden mit Hilfe der Plastikkanülen gefüllt Die 24-Stunden Urinmenge wird auf der Monovette mit einem Filzstift notiert Bitte senden Sie nur die Urinmonovetten ins Labor. Der Resturin kann über die Toilette entsorgt werden.

Stabilität der Proben/Lagerung in der Arztpraxis

Grundsätzlich empfehlen wir für eine optimale Labordiagnostik eine morgendliche Blutentnahme und einen Labortransport am gleichen Tag. Kurzfristige Zwischenlagerung in der Praxis bis zum Probentransport

Probenmaterial Empfohlene Lagerungsbedingungen
Gelmonovetten/Serum: alle Untersuchungen Kühlschrank (2 - 8 °C)
EDTA-Blut: Blutbild, HLA- und Lymphozyten-Typisierung Raumtemperatur
EDTA-Blut: Viruslastbestimmung (z. B. HIV) Kühlschrank (2 - 8 °C)
Citrat-Blut: Gerinnungsuntersuchungen Raumtemperatur (15 - 25 °C)
Citrat-Blut: Spezialgerinnung Raumtemperatur (15 - 25 °C)
immer 2 Citrat-Monovetten abnehmen und am Entnahmetag ins Labor!
Abstriche: Mikrobiologie, Molekularbiologie Kühlschrank (2 - 8 °C)
Blutkulturen: Nachweis von Erregern Raumtemperatur (15 - 25 °C)
Liquor: Mikrobiologische Untersuchung Raumtemperatur (15 - 25 °C)
binnen 2 Std. ins Labor!
Liquor: Immunologische Untersuchungen Kühlschrank (2 - 8 °C)
Urin: alle Untersuchungen Kühlschrank (2 - 8 °C)
Stuhl: alle Untersuchungen Kühlschrank (2 - 8 °C)

Ihre Ansprechpartner:

Verantwortliche Mitarbeiter: Fr. Irmi Haink oder jede andere Mitarbeiterin aus der Telefonzentrale
Laborleitung: Dr. med. Tunay Aslan
MVZ Labordiagnostik Lahn-Dill  • Hindenburgstraße 15 • D-35683 Dillenburg
Zweigniederlassung des MVZ Labordiagnostik Mittelhessen GmbH